Bei einem Grossschadensereignis muss zwischen Grossunfall und Katastrophe unterschieden werden. Bei einem Grossunfall sind eine hohe Anzahl von Patienten betroffen, es kann jedoch eine hohe medizinische Versorgungsqualität aufrechterhalten werden. Das Ausmass einer Katastrophe überfordert in der Regel die regional vorhandenen Mittel, so dass zusätzliche nationale oder internationale Hilfe notwendig wird. Der Einsatzerfolg hängt bei beidem nicht nur von den medizinischen Leistungen ab, sondern vor allem von der Gesamtorganisation. Meist liegt die übergeordnete Führung in einer derartigen Situation bei der Polizei oder der Feuerwehr.
Die Organisation des Sanitätsdienstes bei Ereignissen mit grossem Patientenanfall sieht folgendermassen aus:
- Schadensplatz (Unfallort): Hier werden die Patienten möglichst schnell geborgen und zur Triage gebracht.
- Triage: Hier geschieht die Triagierung, also die Einschätzung, wie dringend ein Patient behandelt, beziehungsweise transportiert werden muss – durch den Triage-Arzt.
- Sanitätshilfsstelle: In der Sanitätshilfsstelle wird die Transportfähigkeit des Patienten erstellt. Diese beinhaltet Noteingriffe und die Überbrückung der Zeit bis zur definitiven Versorgung. Es wird auch eine Transportstelle errichtet, welche dafür sorgt, dass der Patient mit dem für ihn vorgesehenen Transportmittel in das geeignete Spital transportiert wird.
Das Patientenleitsystem (PLS) dient der Dokumentation und Kennzeichnung der Patienten bei einem Grossschadenereignis. Es dient als schriftliche Festhaltung der Triageentscheide, als medizinische Krankengeschichte und kennzeichnet zusätzlich namenlose Patienten durch eine Identifikationsnummer.
Um die vorhandenen materiellen und personellen Ressourcen bestmöglich nutzen zu können, müssen die Patienten noch auf dem Schadensplatz pre-triagiert werden. Mit der Pre-Triage wird die Bergepriorität festgelegt. Aufgrund der messbaren Vitalparameter werden die Patienten eingeteilt in „urgent“ (=dringend) oder in „non-urgent“ (=nicht dringend).
Careteam
Während eines Grossereignisses können sich die Involvierten meist auf das Wesentliche konzentrieren. Ist die traumatische Situation jedoch vorbei, können Helfer, Verletzte und Angehörige unter der Verarbeitung des Erlebten stark leiden.
Reaktionen auf ein traumatisches Erlebnis können folgende sein:
- Schuldgefühle, dass man anders hätte reagieren müssen
- Angst, wieder in eine solche Situation zu geraten
- Trauer, über den Verlust eines Angehörigen
- Scham, nicht reagiert zu haben
- Ärger
Aber auch körperliche Reaktionen wie Schlaf- und Appetitlosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Albträume können Folgen des Erlebten sein.
Um direkt und indirekt Betroffenen, Ersthelferinnen und -helfern sowie den Mitglieder der Blaulichtorganisationen bei der Verarbeitung zu helfen, wurden sogenannte Care Teams gegründet. Sie sind für die psychische Betreuung der Involvierten verantwortlich und helfen ihnen durch Gespräche und Gruppentherapien, das Erlebte zu verarbeiten.