Die pandemische Lage im 4. Quartal 2022 – und der Weg dorthin
Die pandemische Lage in der Schweiz dürfte im 2. Quartal 2022 von einer Entspannung gekennzeichnet sein. Die Lageentwicklung im 3. und 4. Quartal 2022 ist unbestimmt. JDMT empfiehlt Arbeitgebern, ihren Mitarbeitenden im Einklang mit den behördlichen Vorgaben eine Entspannung von den einschränkenden Massnahmen zu gewähren. Dabei darf aber nicht ausser Acht gelassen werden, dass der Schutz am Arbeitsplatz vor einer Infektion mit diesem Virus nicht nur für Personen mit gesundheitlichen Risikofaktoren wichtig bleibt. Die betrieblichen pandemischen Massnahmen sollen daher auf kleiner Flamme erhalten bleiben, damit sie der Lage entsprechend wieder intensiviert werden könnten.
Die aktuelle pandemische Lage ist geprägt von weiterhin hohen Fallzahlen bei einer stabilisierten bis rückläufigen Auslastung des Gesundheitswesens. Politisch ist ab der Kalenderwoche 7 eine Aufhebung verschiedener einschränkender Massnahmen zu erwarten. Das Zurück zur gesellschaftlichen Normalität ist allseits ein grosses Bedürfnis.
In Analogie zu 2021 ist ein nachhaltiger Rückgang der Fallzahlen zu erwarten
JDMT erwartet, dass analog zur Entwicklung im Frühjahr 2021 die Fallzahlen nach und nach zurückgehen werden. Im Juli 2021 bspw. wurden im Kanton Zürich während einiger Tage deutlich weniger als zwei Dutzend Fälle täglich verzeichnet, nachdem zuvor im Januar 2021 bis zu täglich 1600 Fällen im Kanton Zürich registriert worden waren. Gegenwärtig sind die Fallzahlen übrigens weiterhin rund 200× so hoch wie am Tiefpunkt im Juli 2021.
Der wahrscheinliche, signifikante Rückgang der Fallzahlen mit einer parallel wahrscheinlich entlastenden Situation im Gesundheitswesen lässt es auch aus Optik JDMT als gut vertretbar erscheinen, den Menschen in der Schweiz eine Erholungsphase zu gönnen von den pandemischen Massnahmen.
Wer sich heute erholt, ist morgen nötigenfalls wieder bereit, sich einzuschränken
Die Einschränkung des sozialen Miteinanders ist mit einer Verminderung der Lebensqualität verbunden. Die Reduktion der Lebensqualität ist einfacher auszuhalten, wenn die Dauer dieser Einschränkungen absehbar ist. Auch müssen diese Einschränkungen nachvollziehbar und verhältnismässig sein. Fehlt dies, so tragen die Mitarbeitenden die Massnahmen nicht mehr mit. In der Medizin wird der Begriff der Compliance dafür verwendet, wie gut ein Patient/eine Patientin die durch den Arzt vorgeschlagenen und gemeinsam entschiedenen Massnahmen einhält, bspw. die Medikamente in der nötigen Dosierung zum richtigen Zeitpunkt einnimmt. Lässt man den Mitarbeitenden eine Erholung von den pandemischen Einschränkungen zugutekommen, so sind sie eher bereit, in einer Eskalation der pandemischen Lage Massnahmen wieder zu akzeptieren.
Die Erholung von Massnahmen in den kommenden Monaten stärkt also die Compliance für mögliche Massnahmen in der zweiten Jahreshälfte.
Betriebliche pandemische Massnahmen auf kleiner Flamme erhalten
Wie aber soll ein Arbeitgeber sich in Bezug auf die pandemische Lage verhalten? Welche Massnahmen sollen erhalten, welche eingestampft werden. Bund und Kantone werden voraussichtlich so zurückhaltend wie möglich zwingende Massnahmen vorschreiben. Arbeitgebern empfiehlt JDMT indes, die aktuellen Elemente der betrieblichen Pandemiebewältigung zu erhalten.
Dazu gehören:
- Das Angebot auf freiwillige Nutzung von Masken (Hygienemasken oder FFP2), wo die Behörden eine Nutzung nicht vorschreiben
- Das Angebot für die Hygiene der Hände mit Wasser, Seife und Handpflegemittel, alternativ Händedesinfektionsmittel
- Die telefonische Erfassung von Krankheitsfällen und Beratung der Mitarbeitenden
- Das Angebot zu testen und zu impfen, soweit dieses verfügbar/zweckmässig bleibt
Arbeitgeber müssen sich bewusst sein, dass das SARS-CoV-2-Virus ansteckend bleibt und das Risiko für Infektionen am Arbeitsplatz grundsätzlich günstig beeinflusst werden soll. Weiterhin bleibt unklar, welche Risiken Personen mit gesundheitlichen Risikofaktoren durch eine (Re)Infektion mit diesem Virus eingehen. Und weiterhin ist unklar, welche längerfristigen Folgen eine COVID-19-Infektion für Mitarbeitende haben kann.
Eskalation der pandemischen Lage nicht vorhersehbar, aber auch nicht unwahrscheinlich
Vollends unklar ist die pandemische Lage im dritten und vierten Quartal 2022. Für JDMT ist die Wahrscheinlichkeit für eine Eskalation der COVID-19-Situation ausreichend hoch, dass betrieblich Massnahmen getroffen werden müssen. JDMT empfiehlt daher eine betriebliche Haltung im Sinne einer «hope for the best, prepare for the worst»-Strategie. Wobei die Massnahmen grundsätzlich allseits während der kommenden Monate auf kleiner Flamme gekocht werden können.
Aus welchen Gründen erachtet JDMT das Risiko für eine Eskalation der pandemischen Lage im Herbst 2022 als ausreichend hoch? Das Virus (bzw. die verschiedenen Virussubtypen) zirkuliert weiterhin in grosser Zahl weltweit. Die Durchseuchung mit dem Virus ist dabei nicht in allen Ländern gleich ausgeprägt, wie dies in der Schweiz der Fall ist. Und in Ergänzung zur mangelnden Durchseuchung ist auch die Impfquote weltweit nicht ausreichend hoch, bzw. scheinen nicht alle eingesetzten Impfstoffe eine ausreichende Wirkung zu haben gegen die aktuellsten Virusvarianten.
Neue «variants of concern» (VOC) mit Hebeleffekt auf die pandemische Lageentwicklung
Die bisherige Geschichte dieser Pandemie hat zudem gezeigt, dass Virusvarianten mit anderen Eigenschaften (sogenannte VOCs; «variants of concern») rasch auftreten und sich rasch verbreiten können. So spekulativ das Herbeischreiben neuer VOCs ist, so spekulativ ist es auch, davon auszugehen, dass keine VOCs mehr neu auftreten und relevant werden.