Die Weltgesundheitsbehörde WHO hat im Zuge des anhaltenden Affenpocken-Ausbruchs eine Notlage internationalen Ausmasses ausgerufen («public health emergency of international concern»). Dieser Schritt hat keine unmittelbaren Konsequenzen, bringt aber die Sicht der WHO zum Ausdruck, dass dieser Ausbruch von den WHO-Mitgliedsländern mit grösster Aufmerksamkeit und den nötigen Massnahmen bekämpft werden muss. Mehr als 70 Länder sind zwischenzeitlich betroffen, zumeist Länder, die sonst keine Affenpocken-Fälle kennen. Über 16’000 Fälle wurden bisher gezählt, die Dunkelziffer zusätzlicher Fälle dürfte gross sein. Das zuständige WHO-Komitee war sich in seiner Entscheidung nicht einig, eine Mehrzahl wollte gar auf eine solche Notfall-Deklaration verzichten (6 zustimmende zu 9 ablehnende Stimmen). Dass sich der WHO-Direktor gleichwohl für diesen Schritt entschied, begründete er mit der unbestrittenen Feststellung, dass dieses Virus sich innert Wochen um die ganze Welt verbreitet hat mit vielen tausend Betroffenen, wofür es bis heute keine ausreichenden Erklärungen gibt. Entsprechend verstünde man bis heute viel zu wenig, welches Gefährdungspotential dieser Ausbruch birgt. In der Schweiz waren am 22. 7. 2022 229 Fälle laborbestätigt. Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit BAG geht «zurzeit von einer mässigen Gefahr für die Bevölkerung aus».

Glücklicherweise verläuft die Erkrankung bis dato zumeist sehr mild. Indes muss auch konstatiert werden, dass aktuell zumeist junge und damit gesunde Männer betroffen sind. Es gelte gemäss BAG aber auch, dass aber «immungeschwächte Personen, Schwangere, Kinder sowie früher nicht gegen Pocken geimpfte ältere Erwachsene ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf zu haben scheinen».

Infektionskrankheiten, welche gänzlich neu auftreten (H1N1 (2009) oder COVID-19) oder in ihrer Form ein neuartiges, gefährlicheres Verhalten zeigen (Ebola-Ausbruch in Westafrika 2014 oder eben jetzt Affenpocken), müssen immer ausreichend Aufmerksamkeit erhalten. Sie gehören bspw. in das ständige Lagebild grosser Institutionen und Unternehmen, selbst wenn sie noch nicht zwingend Massnahmen in diesen Einrichtungen nach sich ziehen. Seit 2005 erbringt JDMT Leistungen im Bereich Infektionskrankheiten, Lagebilder («Medical Intelligence») und Massnahmen zur Bewältigung von Epidemien und Pandemien. In der gegenwärtigen Phase mit einer anhaltenden COVID-19-Pandemie und dem parallel stattfindenen Affenpocken-Ausbruch ist JDMT stark engagiert. In Ergänzung zu den anhaltenden COVID-19-Leistungen führt JDMT für vier Schweizer Kantone das Affenpocken-Tracing aus. Rund 40% der Schweizer Affenpockenfälle werden von JDMT getraced (aktuell 113; 113 von 229 sind nicht 40%, indes sind einzelne Fälle noch Verdachtsfälle; zudem wurden die Zahlen des BAG über das Wochenende noch nicht aktualisiert).

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